Zu Fernsehbericht 
ARD Ratgeber Technik v. 28.12.2003


Modell-Hubschrauber: Hobby für Überflieger  
Modellhubschrauber im Flug Sie sind Filmstars vor und mit Kamera, sie können Katastrophengebiete observieren oder dienen als Erwachsenenspielzeug für Fortgeschrittene: Modellhubschrauber. Bei einem Bond-Film zum Beispiel wurde die Verfolgungsjagd im Parkhaus von einem Mini-Hubschrauber aus gedreht. In einem der letzten Tatorte ("Sag nichts", 14.12.03, 20.15 ARD) führt ein Modellhubschrauber auf die Spur des Mordopfers. Eine deutsche Firma bietet ein Fernlenkmodell mit Messinstrumenten an, um verseuchtes Gebiet zu überfliegen.

Aber abgesehen vom Einsatz als Nutzfahrzeug fasziniert kaum ein anderes ferngesteuertes Gerät die Modellbauszene mehr als Helikopter. Einen Grund dafür liefert Sebastian Pech vom Heli-Club Hamburg: "Der Hubschrauber ist einfach das technisch schwierigste Fluggerät, weil er in der Luft komplett instabil ist. Er hat immer das Bestreben, in irgendeine Richtung auszubrechen."

Die Herausforderung macht´s! Autos, Schiffe und auch Flugzeuge sind per Fernlenk-Knüppel relativ leicht zu beherrschen - der Hubschrauber jedoch will erobert werden
  Schweben? Schwierig!

Ähnlich wie beim Erlernen eines Musikinstruments brauchen Heli-Piloten Geduld, Fingerspitzengefühl und Passion. Anfänger sollten sich, bevor sie in den Bastel-Laden rennen, die Modellhubschrauberfliegerei zunächst auf einem Flugplatz anschauen. Viele Clubs bieten ein kostenloses Schnuppertraining sowie (meist kostenpflichtigen) Flugunterricht an. Flugplatz- und Vereinsadressen bekommt man am besten beim Deutschen Modellfliegerverband (http://www.dmfv.de/). Auf dieser Internet-Seite findet sich auch ein Forum für Flug-Training per Computersimulator.

Erste Einsteiger-Entscheidung: Elektro- oder Verbrenner-Antrieb? Hier scheiden sich die Geister. Sebastian Pech vom Heli-Club Hamburg bevorzugt Verbrenner, "weil die Flugzeiten beim Elektro eigentlich nur um die fünf Minuten betragen, und nur, wenn man sehr teure, gute Akkus verwendet, kommt man auf akzeptable Flugzeiten".

Ralf Buxnowitz vom Hersteller Mikado Modellhubschrauber (http://www.mikado-heli.de/) dagegen setzt auf die leisere und umweltfreundlichere Variante: "Elektrohubschrauber haben den Vorteil, dass man sehr unkompliziert zum Fliegen kommt. Man schaltet praktisch bloß den Motor ein und kann fliegen. Während man sich beim Verbrennungshubschrauber halt noch um diese ganze Technik drum herum kümmern muss: den Sprit, den Vergaser, man muss den Motor einlaufen lassen."
Modellhubschrauber im Flug über Kopf Der Rotor als Sense

Die vermeintliche Unkompliziertheit der Elektros sorgt in letzter Zeit nicht nur für steigenden Absatz - 90 Prozent aller Verkäufe sind Elektro-Hubschrauber - sondern auch vermehrt für zerlegte Wohnzimmer-Schrankwände. Denn Elektro-Helikopter können auch in geschlossenen Räumen geflogen werden. Davon ist gerade Anfängern aber dringend abzuraten! Außer Kontrolle geratene Modellhubschrauber werden durch die Rotorblätter zu einer tödlichen Gefahr. Das gilt natürlich auch im Freien. Jeder, der ein Modell über fünf Kilogramm oder ein Modell mit Verbrennungsmotor in Betrieb nimmt, muss laut Gesetz eine Modellflughaftpflichtversicherung abgeschlossen haben. Diese kostet beim Deutschen Modellfliegerverband zur Zeit 37 € im Jahr.
Modellhubschrauberzubehör Flugspaß kostet…

Wer trotz aller Einstiegshürden und Warnhinweise entschlossen ist, Mini-Helikopter-Pilot zu werden, muss sich noch über das Budget klar werden. Selbst ein simples Elektro- Einsteigermodell wie der "LMH 120 Corona" von der amerikanischen Firma Lite Machines Helicopter (zu beziehen z.B. über Modellbau Borchert, Tel. 040 / 200 20 30) kostet flugfertig mit Fernsteuerung und Akku-Ladegerät 689 €. Der LMH ist bei Einsteigern unter anderem deshalb beliebt, weil die elastischen Rotorblätter leichte Abstürze verzeihen. Der "Logo 10 easy" von Mikado, ebenfalls ein gängiges Einsteiger-Elektro-Modell, besitzt hochwertigere Komponenten und damit ein besseres Flugverhalten, liegt aber schon bei circa 1.135 €. Verbrenner-Trainermodelle wie den Uni-Expert Mechanik von Graupner (http://www.graupner.de/), gibt es neu kaum unter 1.300 € (ohne Fernsteuerung). Weiterer Hersteller: http://www.robbe.de/.
  Königsdisziplin

Wahre Helikopter-Besessenheit zeigt sich natürlich erst im Bastelkeller. Anfänger haben wahrscheinlich schon genug mit 200-Teile Bausätzen zu kämpfen. Das ist aber nichts gegen den Marathon, dem sich Sebastian Pech ausgesetzt hat. In tausenden Arbeitsstunden und für bisher 10.000 € hat er den weltweit ersten Tandemhubschrauber selbst konstruiert, ausschließlich nach Foto-Vorlagen aus dem Internet.

Noch hoppelt der imposante Transport-Helikopter (Fotos und Beschreibung auf http://www.dermodellhubschrauber.de/, auch nützliche Anfängertipps!) eher, als dass er fliegt. Aber Pech experimentiert bereits mit einer Turbine als Antrieb. Hubschrauberpiloten sind wohl noch einen Tick abgedrehter als die übrigen Modellbauer.
  Weitere empfehlenswerte Internetseiten:

http://www.rc-helicopter.org/

http://dieter-schlueter.de/

Ingenieur Dieter Schlüter ist der "Vater" des Modellhubschraubers; er entwickelte Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre in mühevoller Pionierarbeit den ersten flugfähigen Modellhubschrauber.
  Bericht: Karsten Wohlrab


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